Kurzbericht Schriftdolmetscherin Sandra Kanschat

Moin zusammen, mein Name ist Sandra Kanschat und ich bin Schriftdolmetscherin.

Bestimmt fragen sich nun einige, „was ist denn eine Schriftdolmetscherin?“ Eine Schriftdolmetscherin schreibt für Menschen mit Hörschädigung alles mit, was irgendwo gesprochen wird, z. B. auf Veranstaltungen, bei Arztgesprächen, bei Mitgliederversammlungen, Betriebsversammlung, Selbsthilfegruppen… Es gibt verschiedene Möglichkeiten, zu denen Schriftdolmetschende einen hörgeschädigten Menschen begleiten können.

Vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen, wie ich zu diesem Beruf gekommen bin?

Das war eher ein Zufall. Ich war in meinem ursprünglichen Job als Bürokauffrau irgendwie nicht zufrieden, wollte mehr mit Menschen arbeiten. Also überlegte ich mir, Gebärdensprache zu lernen. Leider war das in meiner damaligen Heimatstadt nicht möglich. Und dann entdeckte ich eine Anzeige für die Weiterbildung zum Schriftdolmetscher. Ich dachte, das Schriftdolmetschen ist dem Gebärdensprachdolmetschen sehr ähnlich, warum nicht das?Also fing ich 2005 an, Schriftdolmetschen zu lernen. Zwei Jahre lang habe ich diese Ausbildung in Vollzeit gemacht. Seit 2007 bin ich nun in diesem tollte Beruf tätig und seit 2008 bin ich nun schon selbstständig und führe mein eigenes kleines Unternehmen. Die lautsprachunterstützende Gebärdensprache habe ich nebenbei aber trotzdem gelernt, um die Kommunikation mit meinen Kunden zu erleichtern.

Wie funktioniert das Schriftdolmetschen?

Es gibt drei unterschiedliche Systeme, die unterschiedlich funktionieren. Ich arbeite mit der Computerstenografie. Hierbei schreibe ich auf einer speziellen Stenografie-Tastatur in Stenografie Sprache wortwörtlich und simultan alles mit, was gesprochen wird. Eine spezielle Software wandelt die Eingaben in lesbare Langschrift und macht die Sprache fast in Echtzeit auf einem Monitor oder einer Leinwand sichtbar.

Während meiner inzwischen 13-jährigen Berufslaufbahn als Schriftdolmetscherin bin ich für meine Aufträge bundesweit und im deutschsprachigen Ausland zu allen möglichen Themen unterwegs, um Menschen mit Hörschädigung in der Kommunikation zu unterstützen. Ich kann sagen, das ist mein Traumberuf.

Oft werde ich gefragt, ob nicht die Spracherkennung z B. in den Smartphones einen Schriftdolmetscher ersetzen könne. Das ist (noch) nicht so. Eine automatische Spracherkennung ist noch nicht in der Lage, mehrere Sprecher ausreichend gut voneinander zu unterscheiden und ist dadurch fehleranfällig. Aber als „Notlösung“ für kleinere Gespräche ist sie durchaus gut nutzbar. Aber ersetzen wird sie einen Schriftdolmetscher nicht können. Der BdS war einer deiner ersten Kunden und inzwischen ist es ganz selbstverständlich für uns, dich bei Bedarf als erste anzufordern. Hast du noch andere Arbeitsgebiete?

Finanzierung von Schriftdolmetschenden

Leider ist die Bezahlung von Bundesland zu Bundesland verschieden und hängt auch davon ab, wer der Kostenträger für die Kostenübernahme ist. Da fehlt es an einereinheitlicheren Regelung.

Schriftdolmetschen in Corona-Zeiten

Corona ist eine Herausforderung für jeden. Nachdem mir im Frühjahr erstmal alle Präsenzaufträge eingebrochen sind, waren neue Strategien erforderlich. Nun arbeite ich neben Präsenzaufträgen auch online. Die Digitalisierung schreitet voran, darauf muss ich mich einstellen. Auch wenn es mir manchmal schwerfällt, weil ich von Technik einfach keine Ahnung habe J. Aber mittlerweile bin ich gut auf verschiedene Programme eingestellt und auch eine sichere Übertragung von sensiblen Daten ist kein Problem mehr.

Meine Wünsche für die Zukunft?

Ich wünsche mir, dass das ganze Thema Inklusion mehr in die Köpfe der Menschen kommt. Inklusion bedeutet für mich, es wird an die Bedürfnisse aller Menschen gedacht, egal, ob sie ein Handicap haben oder nicht. Das bedeutet auch, dass z. B. auch wir Schriftdolmetschenden inkludiert werden. Häufig passiert es, dass wir als Schriftdolmetschende in der hinteren Ecke platziert werden. Ich bin in meiner Arbeit aber ebenso auf das Mundbild des Sprechers angewiesen, wie ein hörgeschädigter Mensch. Das Mundbild erleichtert mir mein Verstehen und damit meine Arbeit.

Und natürlich wünsche ich mir, dass ich noch eine ganze Weile diesen Job bei bester Gesundheit machen kann.